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Mo, 17.07.2023 06:15
pte20230717004 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle
Wohlgefühl trotz Nutzung vieler Social-Media-Portale
Max-Planck-Studienautorin plädiert außerdem für differenziertere Erforschung der Thematik
Rostock (pte004/17.07.2023/06:15) - Die Nutzung vieler verschiedener Social-Media-Plattformen stellt keinen signifikanten Risikofaktor für das Wohlbefinden der Nutzer dar. Zu diesem Schluss kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) ( https://www.demogr.mpg.de/de ). Außerdem kann die Daten-Bias die Ergebnisse von Studien über soziale Medien verfälschen. Unklare Folgen Soziale Medien sind fest in den Alltag der meisten Menschen integriert. Studien zu den Folgen der App-Nutzung auf die psychische Gesundheit der Anwender zeigen widersprüchliche Ergebnisse. Die MPIDR-Forscherin Sophie Lohmann und MPIDR-Direktor Emilio Zagheni gingen mit ihrer Studie der häufigen Annahme auf den Grund, dass die Nutzung vieler verschiedener Social-Media-Plattformen negativ auf das Wohlbefinden der Nutzer auswirkt. Erst kürzlich berichtete pressetext ( https://www.pressetext.com/news/20230621001 ) von aktuellen Studien aus den USA, nach denen eine intensive Nutzung sozialer Medien viele Teenager depressiv macht. Das dabei von ihnen genutzte statistisches Verfahren berücksichtigt, dass Menschen, die auf mehreren Social-Media-Plattformen aktiv sind, sich ohnehin voneinander unterscheiden. "In früheren Studien wurden nur einzelne Variablen wie Depression oder allgemeine Gesundheit untersucht. Oder die Art der Nutzung von sozialen Medien wurde nicht klar definiert", so Lohmann. Mögliche Verfälschung Unter Berücksichtigung des Selbstselektionsbias wurde für die Studie eine Stichprobe von Erwachsenen aus dem General Social Survey (USA) von 2016 verwendet. Selbstselektion ist bezogen auf eine entstehende Verzerrung, wenn Personen, die sich für die Studien-Teilnahme entscheiden, sich systematisch von Nicht-Teilnehmern unterscheiden. Bei der Analyse von Social-Media-Daten findet die Selbstselektion laut Lohmann dadurch statt, dass sich Nutzer selbst bei Plattformen anmelden. Die Daten-Auswertung könne dadurch verfälscht werden, dass Probanden durch ihre Anmeldung bei einem Kanal selbst entscheiden, ob sie zur Stichprobe zählen oder nicht. Diesen Selbstselektionseffekt haben die Rostocker Forscher in ihrer Studie herausgerechnet. "Im Wesentlichen haben wir die Stichprobe neu gewichtet und simuliert, dass jede teilnehmende Person die gleiche Wahrscheinlichkeit gehabt hätte, zu den Gruppen 'keine Social-Media-Nutzung', 'ein Social-Media-Kanal', 'zwei Social-Media-Kanäle' und so weiter zu gehören", erklärt Lohmann die Methode. Keine Überforderung Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die mehrere Social-Media-Kanäle nutzen, nicht glücklicher oder unglücklicher sind als andere. "Selbst wenn wir unsere Methode nicht anwenden, gibt es sehr wenig Korrelation zwischen der Nutzung mehrerer Social-Media-Plattformen und den definierten Variablen wie Zufriedenheit in der Beziehung, finanzielle Zufriedenheit, allgemeine Zufriedenheit, Vertrauen in den Staat und so weiter. Wenn wir unsere Methode anwenden, verschwinden alle negativen Effekte komplett", führt Lohmann aus. Die Vermutung, dass die Nutzung mehrerer Kanäle zu einer Überforderung führe, bestätigt sich also nicht. "Insgesamt sollten Techniken zur Ermittlung kausaler Effekte von Social-Media-Nutzung auf das Wohlbefinden, wo dies möglich und angemessen ist, in der Debatte mehr Beachtung finden. Es gibt bereits qualitativ hochwertige Längsschnittstudien und Experimente. Diese verschiedenen Bausteine müssen in Zukunft in der Forschung besser kombiniert werden. Die Forschungsthemen sind vielfältig und vor allem sehr komplex. Deshalb ist es wichtig, dass genau definiert wird, was man unter 'Nutzung sozialer Medien' versteht und die Komplexität der Plattformen nicht aus den Augen verloren wird. Denn Twitter ist nicht gleich Facebook ist nicht gleich TikTok. Das Nutzungsverhalten auf den verschiedenen Kanälen ist sehr unterschiedlich. Das darf in der Forschung nicht vernachlässigt werden", so Lohmann abschließend.
(Ende)
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