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pte20241224004 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie
Auch Korallenfische bevorzugen Ruhe
Bootslärm und Lichtverschmutzung erzeugen immensen Stress bei vielen Riffbewohnern
Moorea/Bremen (pte004/24.12.2024/10:30) - Nicht nur Hitze, sondern auch Lärm und Licht stressen das Leben der Tiere am Korallenriff massiv. Das haben Forscher des Forschungszentrums CRIOBE ( https://www.criobe.pf/en/home ) auf der Insel Moorea in Französisch-Polynesien in mehreren Studien herausgefunden. Bisher war nur bekannt, dass Erwärmung und Abwässer den Korallenriffen und ihren Bewohnern weltweit stark zusetzen. "In den Ozeanen hat der durch menschliche Aktivitäten verursachte Lärm ein phänomenales Ausmaß erreicht, mit erheblichen schädlichen Auswirkungen auf das Meeresleben", erklärt Biologin Suzanne Mills ( https://suzannemills.org ) im pressetext-Interview. Die Messung dieser Auswirkungen sei ein wichtiges umweltpolitisches Ziel, um ein nachhaltiges Gleichgewicht für äußerst empfindliche marine Ökosysteme wie Korallenriffe zu erreichen. Veränderte Herzfrequenz "Bei Feldversuchen auf Moorea haben wir festgestellt, dass sich Anemonenfische durch die nächtliche Beleuchtung, die mindestens einen Monat lang jede Nacht erfolgte, zwar weiterhin fortpflanzten und die gleiche Anzahl von Eiern legten, dass aber der Hormonspiegel der Weibchen beeinflusst wurde und sich die Qualität der Eier und Larven veränderte", so Mills. So nahm die Herzfrequenz der Eier ab und die Oberfläche des Dottersacks - dieser versorgt die Larven mit Energie, bevor sie mit der Nahrungsaufnahme beginnen - verkleinerte sich. Bei den Larven verringerten sich die Fluchtreaktionen und sie schwammen langsamer, was sich auf ihren Erfolg bei der Ausbreitung der Larven auswirken kann", ergänzt die Expertin. Die Ergebnisse seien insofern interessant, als dass die Auswirkungen auf die nächste Fischgeneration feststellbar sind. Das bedeutet, dass sich bei erwachsenen Fischen die Auswirkungen durch das Hinzufügen von Licht bei Nacht (ALAN) sogar bei den ungeborenen Nachkommen später im Leben zeigt. Diese sogenannten "intergenerative Auswirkungen" werden derzeit in "Global Change Biology" geprüft. Eine weitere Feldstudie aus Moorea zeigt, dass ALAN eine "schwere ökologische Falle" für zwei Arten von Korallenfischen darstellt, da sie im Vergleich zu Kontrollkorallen stärker angezogen werden, um sich in beleuchteten Korallen anzusiedeln, ihre Fitness in beleuchteten Korallen jedoch geringer ist als in Kontrollkorallen - laut einer weiteren Studie ist dies auf die höhere Sterblichkeit durch Räuber in ALAN-Korallen zurückzuführen. Auch Bootslärm verursacht Stress Moorea ist eine sehr beliebte Ferieninsel und die Aktivitäten durch Motorboote und Jetskis haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. "Wir haben hormonelle und verhaltensbezogene Reaktionen bei wild lebenden Anemonenfischen gemessen. Das Aggressionsniveau der männlichen Anemonenfische stieg bei Bootslärm an, was mit dem Spiegel des Androgenhormons Testosteron korrelierte", erklärt Mills. Außerdem versteckten sich Anemonenfische häufiger in ihren Anemonen und entfernten sich seltener und nahmen daher weniger Nahrung zu sich. Diese Verhaltensweisen korrelierten mit einem Anstieg des Stresshormons Cortisol. Australische Forscher sind bei einem Feldexperiment bei Stachelmakrelen zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. So verringerte der Bootsverkehr die Zahl der am Ende der Saison überlebenden Nachkommen udn deren Größe. "Das ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass der Bootslärm die Larvenentwicklung beeinträchtigt, da die Larven kleinere Dottersäcke haben. Eine andere Erklärung könnte auch sein, dass der Bootslärm die elterliche Fürsorge verringert", so Mills. Dieser Fisch lege Eier im Nest am Riff ab und die Eltern - vor allem die Männchen - kümmerten sich um die geschlüpften Larven. Die Eier und Larven seien also ortsgebunden und könnten nicht an ruhigere Orte ziehen. Korallenriffen besonders bedeutsam "Gesunde Korallenriffe sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch extrem wertvoll, denn sie verfügen über eine überragende Vielfalt an Organismen", meint der Korallenexperte Christian Wild von der Universität Bremen ( https://www.uni-bremen.de ) im pressetext-Interview. Dazu komme, dass sie eine wichtige Funktion für den Küstenschutz haben und als Einnahme- und Nahrungsquelle für viele Millionen Menschen unverzichtbar sind. "Das Thema Licht- und Lärmverschmutzung im Meer ist sehr aktuell. Ich kenne eine ganze Reihe von Arbeitsgruppen, die dazu forschen. Es wird durch diese Arbeiten immer klarer, dass die bisher kaum untersuchte, menschgemachte Licht- und Lärmverschmutzung zusätzliche Stressfaktoren für viele Meerestiere darstellen", meint Wild. Allerdings sei die durch den Klimawandel verursachte Meereserwärmung ohne jeden Zweifel der alles überstrahlende Stressfaktor. "Unsere Bemühungen sollten sich darauf konzentrieren, diesen entscheidenden Stressfaktor Meereserwärmung mit seinen verheerenden Auswirkungen, zum Beispiel Korallenbleichen, möglichst schnell in den Griff zu bekommen", führt Wild aus. "Da aber keine bisher publiziert ist und dabei eine wissenschaftliche Qualitätskontrolle durchlaufen hat, sollte man diese Ergebnisse aktuell unter Vorbehalt sehen und mit Vorsicht betrachten", meint der Fachmann abschließend.
(Ende)
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