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Fr, 16.06.2023 06:05
pte20230616002 Medien/Kommunikation, Politik/Recht
YouTube 2022 mit Bolsonaro-Content geflutet
Forschungsbericht hat demokratiegefährdende Video-Inhalte zu Wahlen in Brasilien analysiert
Exeter/Sao Paulo (pte002/16.06.2023/06:05) - Forscher der University of Exeter ( https://exeter.ac.uk ) und des Instituto Vero ( https://vero.org.br ) haben ein komplexes, netzartiges Influencer-System von Kanälen aufgedeckt. Dieses hat laut dem Projekt-Bericht ( https://uploads-ssl.webflow.com/60244423a672eb5c9027e063/6487639f7c12fc820321cd07_RelatorioENG-viu-politica-reduzido.pdf ) koordiniert versucht, den Empfehlungs-Algorithmus von YouTube zu sättigen und Nutzer während der Wahlen in Brasilien 2022 mit Pro-Bolsonaro-Inhalten zu überfluten und politsch zu beeinflussen. Hinzu kommt der YouTube-eigene Empfehlungs-Algorithmus, der ebenfalls Vorschläge auf Basis des Sehverhaltens der User generiert. 30.000 Videos erfasst Zahlreiche Influencer-gesteuerte Videos wurden durch Erwähnungen, Tags, Interviews und kürzere Videoformate gepusht und trugen stark zum Umfang der empfohlenen politischen Videos und Kanäle bei. Die Mehrheit dieser Inhalte spiegelte die politischen Ideologien des rechtsgerichteten Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro wider. Die Forscher wurden von mehreren Dutzend Freiwilligen unterstützt, die über 1.200 Videos mithilfe von Suchbegriffen sammelten und mindestens 30.000 empfohlene Videos erfassten. Sie wurden zwischen dem 10. Oktober und dem 30. November 2022 analysiert, also zur ersten und zweiten Runde der brasilianischen Wahlen. Auf der Grundlage der Mozilla-Browsererweiterung "RegretsReporter" haben die Wissenschaftler fünf Cluster-Gruppen analysierter Videos erstellt. Sie zeigen, welche Videos und Kanäle sich gegenseitig empfehlen. Trotz eines Gleichgewichts in der Anzahl der Videos zwischen rechts- und linksgerichteten politischen Lagern, schienen Bolsonaro-Erzählungen von allen fünf Cluster-Kanalgruppen am meisten empfohlen zu werden. Diese waren "Lula und diverse Medien", "Bolsonaro und diverse Medien", "Liberale Medien", "Podcasts und Radiosendungen" sowie "Sekundärer Bolsonarista". Demokratie in Gefahr Nach der Cluster-Gruppierung wurden die Videos weiter in fünf thematische Kategorien eingeteilt: "Bedrohung der Demokratie", "Kandidaten/Wahlen", "Öffentliche Ordnung", "Religion" und "Sonstiges". Es wurden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden eingesetzt, um ein umfassenderes Bild davon zu erhalten, wie die thematischen Kategorien miteinander verbunden sind. Darüber hinaus erhielten Gruppen von Kanälen mit Inhalten, die als "Bedrohung für die Demokratie" bezeichnet werden, wie Wahlbetrug und Korruption, ebenfalls die meisten Empfehlungen: 37 Prozent. In Bolsonaro nahestehenden Kanälen wurde über die Hälfte der als "Bedrohung der Demokratie" eingestuften Inhalte gezeigt. Eine deutliche Mehrheit der freiwilligen Teilnehmer sieht eine enge Verbindung zwischen Politik und sozialen und wirtschaftlichen Bereichen. So stuften 98 Prozent die öffentliche Sicherheit, Rassenfragen, LGBT+Themen und die Wirtschaft als politische Themen ein, während Transport, Gesundheit, Bildung, indigene und feministische Themen mit der Politik verbunden sind. Die YouTube-Inhalte spiegeln das Wahlklima wider: Über 65 Prozent der analysierten Videos fielen in die Kategorie "Kandidaten und Wahlen", die den Wahlkampf und die verschiedenen Elemente des Wahlprozesses beschreibt: Wahlkampfberichte, Debatten, Nachrichten mit politischen Analysen sowie die Wahl selbst. "Unsere Studie wirft einen tieferen Blick auf die Netzwerke und Gemeinschaften von Inhaltsproduzenten, die neben dem Empfehlungs-Algorithmus von YouTube funktionieren", so Projekt-Koordinator Chico Camargo aus Exeter. "Diese Netzwerke nehmen bewusst politischen Einfluss auf die Inhalte, die die Nutzer sehen." Und Beatrice Bonami vom Vero-Institut gibt abschließend zu bedenken: "Obwohl Plattformen für Verbraucher gebaut werden, zeigt der Bericht, dass die Bürger durch das Browsen und den Konsum von Online-Inhalten an politischen Entscheidungen beteiligt sind und wir sollten uns mit dieser Tatsache auseinandersetzen, wenn wir die Demokratie schützen und fördern wollen."
(Ende)
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